Jörg Kowalski

 geboren:

26.12.1952

 Adresse:

Wittekindstraße 11       06114 Halle

 Telefon:

0345 / 532 09 13  und:   0345 / 522 02 36    Fax: 0345 / 522 43 25

 E-Mail:

kowalski.jsj@t-online.de

 

Biografie: 

Geboren in Halle(S.). Studierte Ingenieurbau und Denkmalpflege in Weimar und Dresden und lebt heute als freier Architekt, Herausgeber und Poet in Dobis bei Dössel (Saaletal).
Seit 1987 Produktion von originalgrafischen Künstlerbüchern gemeinsam mit dem Maler Ulrich Tarlatt (Edition Augenweide) und intensive Beschäftigung mit experimenteller und visueller Poesie.
1989 Anna-Seghers-Stipendium der Akademie der Künste Berlin (Ost). Mitglied des Präsidiums der internationalen Novalisgesellschaft. Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen mit visueller Poesie im In- und Ausland.

Bibliografie:

Gedichtbände:

Vertrauliche Mitteilung, 1985, Halle, Mitteldeutscher Verlag
Türen, 1987, Rudolstadt, Burgart-Presse
November in Antonin, 1990, Halle/Bernburg, Edition Augenweide
Inschrift auf weißem Papier, 1991, Freising, Frisinga Verlag
Cluster, 1991, Halle/Bernburg, Edition Augenweide
Konikleta, 1992, Halle/Bernburg, Edition Augenweide
Arkanum, 1993, Rudolstadt, Burgart-Presse
Palimpsest, 1996, Dobis/Bernburg, Edition Augenweide
Hyle, 2000, Gotha, Edition Balance
Fraktale, Hallesche Autorenhefte Nr.34, 2002, Halle, Förderkreis der Schriftsteller

Kriminalerzählung

Tinius oder die Bibliothek im Kopf, 1998, Edition Augenweide

Hörspiele:

Leerer Raum, 1981, Berliner Rundfunk
Weitergehen ..., 1990, Bayerischer Rundfunk

Arbeit als Herausgeber (Auswahl):

WortBILD – visuelle Poesie in der DDR (mit Guillermo Deisler), 1990, Halle, Mitteldeutscher Verlag
DIVA IN GRAU (mit Dagmar Winklhofer), 1990, Halle, Mitteldeutscher Verlag
Para Guillermo (mit Ulrich Tarlatt), 1995, Dobis/Bernburg, Edition Augenweide
Guillermo Deisler – Grafik, visuelle Poesie, Buchobjekte, Katalog zur Ausstellung, 1997, Halle, Staatliche Galerie Moritzburg

Gedichte, Kalligramme und Essays in Anthologien und Zeitschriften, u.a. ndl, Sinn und Form, Litfaß, Das Gedicht, Ort der Augen, UNI/vers(;), Teraz Movie, Piedra Lunar, entwerter/oder, Text und Kritik

Arbeitsgebiete:

Lyrik, visuelle und experimentelle Poesie, Essay, Hörspiele

Themenangebote:

Lyrik-Lesung

Textprobe:

ABGEHAKT

zweifelsohne erreicht
jede ernsthafte anstrengung
das unmögliche im möglichen.
aber wozu dieses tretrad?
im grunde sollte alles so bleiben
wie es ist:
telefonieren auf der autobahn
während man im radio
das requiem von Mozart spielt.
das finden der richtigen worte
für amtliche mitteilungen
ohne offenbarung.
schweigen und gelächter.
tage voller bitternis
und glückseligkeit
(worte so abgegriffen
dass sie ohne scham
nicht auszusprechen sind).
die flasche Pinot Gregio ermöglicht
das einvernehmen
mit all diesen obskuren
damen und herren.

ICH MUSS KEINEM
RECHENSCHAFT GEBEN

 

PALIMPSEST

für Ulrich Tarlatt

was bleibt ist die poesie
der anagramme versteckt
in gebrauchsanweisungen und paragraphen.
wir sind chiffrenauguren, die deuter
der untersten schicht des palimpsest.
zeichen im endlosen kreislauf
wie die verblassenden ziffern
stockfleckiger kontorbücher:
soll & haben
längst abgeschriebener existenz.
diese numerischen suren
verflossenen alltags
erzeugen verwunderung und
eine gewisse melancholie in anbetracht
von so viel vergeblichkeit:
der schreiber hat den zweck
schreiber zu sein.
die grammatikalische mystik
erstarrter klänge: schwingungslinien
auf papier: tinte und ton
fetisch und amulett:
der zauber blassgrüner patina
einer vom regen zerfurchten inschrift
auf bröckligem giebel.
davor die holztafel
TEST THE WEST
zerfetzt und überzogen
von hieroglyphen aus spraydosen.

SAALETAL

weniger kühn, hast o pilot,
du gleiches schicksal
 
„Die Welten“ Klopstock

abwärts zum Fluss.
im scheinwerferlicht
schlägt ein hase haken
auf löchrigem asphalt.
dieser anblick stiftet Verwirrung wie
das wort echtzeit
in anbetracht all’ dieser virtuellen welten
mit vorausbestimmten verfallsdaten.
am anderen ufer die erleuchtung
der fenster in der domäne Friedeburg.
Klopstock verbrachte hier
seine kindheit – sterne und staub.
natürlich kann man
das alles auch anders deuten.

 

 

Hiob verlässt das Leuna-Werk
hommage á Walter Bauer

was bleibt
außer rostigen rohrbrücken
und zerfetzten kamelitbahnen
neben den heiztrassen am feldrain?
halden und flüsse
die schaum schlagen.
über dem werk die ewige flamme:
der abgefackelte rest.
bäume die satt machen
wo
unter grauem staub?
kampfgruppenübungen protokollstrecken
wer
entsorgt
den bitteren nachgeschmack
der jahre in überlandbahnen
früh um drei und
in den werkhallen
die nun keiner mehr braucht?
altlasten
sinnlos und unvergänglich
bis in alle ewigkeit.
wie weiter?
die zelle im werk ist so gut
wie der wartesaal im arbeitsamt.
wohin?