Jürgen Jankofsky

 geboren:

19.6.1953

 Adresse:

van't-Hoff-Straße 1       06237 Leuna

 Telefon:

03461 / 81 18 94 u. 0171 / 808 03 09   Fax: 03461 / 80 92 48

 E-Mail:

Juergen.Jankofsky@t-online.de

 

Biografie: 

Geboren in Merseburg, Schulbesuch in Merseburg, Abitur, Chemiestudium an der TH Leuna-Merseburg (abgebrochen). Ausbildung zum Berufsmusiker (Bassist) u.a. am Konservatorium Halle. Fernstudium am Literaturinstitut Leipzig. Mitarbeit am Literaturzentrum Halle. Zeitweise freischaffend. 1990-1993 Stadtschreiber in Merseburg. 1994-99 Mitarbeit im halleschen Künstlerhaus 188. ab 2000 Geschäftsführer des Friedrich-Bödecker-Kreises Sachsen-Anhalt. Leitung von Projekten u.a. für die Robert Bosch Stiftung Stuttgart. Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS). Walter-Bauer-Preis 1996. Stipendium für Arbeitsaufenthalt in Kanada, 1998

Bibliografie:

Ein Montag im Oktober, Erzählung, 1985, Berlin
Schpergsche Lichtmeß – ein Männerfest (mit Karlheinz Mund), Dokumentarfilm, 1988, DEFA
Bastian und der Familienausflugsdampfer, 1990, Berlin
Merseburger Chronik, 1991, Merseburg
Merseburger Ansichten (mit Jochen Ehmke), 1991, Merseburg
Merseburger Ansichten 2 (mit Klaus-Dieter Urban), 1992, Merseburg
Weißenfelser Ansichten, 1992, Halle
Merseburg – 50 Persönlichkeiten aus 1000 Jahren Geschichte, 1992, Böblingen
Leuna 2000, Feature, 1994, mdr
Querni und die Neunlinge, 1994, Halle
Rabenzauber, 1994, Halle
Merseburg im Jahreslauf (mit Fotoclub Merseburg), 1994, Merseburg
Schloss in der Börde (mit Rolf Losansky), Film, 1995, LKJ
Münchhausens Mansfelder Reise, 1996, Halle
Graureiherzeit, 1996, Halle
Ach wär ich doch ein Junggesell geblieben (mit Edmund Ballhaus), Film, 1997, Göttingen, IWF
Über die Schreibweise meines Namens, Hallesche Autorenhefte Nr. 4, 1997, Halle, Förderkreis der Schriftsteller
Zwölfnachtträume, 1998, Halle
Münchhausens Mansfelder Abenteuer (mit Rolf Losansky), Film, 1999, Potsdam
Ortungen (Reisen und Ziele 1973-1998), 1999, Oschersleben
Rotkäppchen und der Unstrutnix, 2000, Halle

Arbeit als Herausgeber:

Grenzgedanken, 1991, Köln
Annäherungen, 1993, Halle
Die große Klappe, Texte von Schülern, 1996, Halle
Sonnentanz – Ein Walter-Bauer-Lesebuch, 1996, Halle
Einmal Kolumbus sein, Texte von Schülern, 1997, Halle
Kinder, Kaiser & Klamotten, Texte von Schülern, 1998, Magdeburg
Träume Taufrisch, Texte von Schülern, 1999, Oschersleben
Ich sein!, 2000, Oschersleben
Novembertau, 2000, Staßfurt
Zehn Jahre danach, 2001, Halle
Sternenzauber, 2001, Halle

Ferner Kinderhörspiele und -lieder, Prosa und Essays in zahlreichen Anthologien, Zeitungen und Zeitschriften, Betreuung von Projektdokumentationen und Anthologien schreibender Kinder und Jugendlicher sowie Publikation kultur- und regionalhistorischer Schriften.

Einzelne Veröffentlichungen in Österreich, der Schweiz, der Slowakei, in Rumänien, Belgien, Polen, Israel und Kanada.

Themenangebote:

Für Kinder:

Altersspezifische Geschichten und eigene Lieder (zur Gitarre selbst vorgetragen); möglich auch: Anregungen zum kreativen Schreiben, Workshops mit schreibenden Schülern

Für Jugendliche und Erwachsene:

Zeitkritische Auseinandersetzungen, Reiseerfahrungen, Umweltproblematik, Geschichte und Brauchtum Mitteldeutschlands (ggf. mit Video), literarisches Erbe, Schreib-Workshops

Textprobe:

Zeit-Lupe

Mit der Saalefähre slow motion von der TOTENINSEL WEIDENBACHS. Durch knorrige Auenwäldchen, gelbliche Saaten, holprig-schmierige Dorfstraßen mit dem Fahrrad. Frühlingslüfte. Vor Schleusen hitlerscher Fehlplanung links ab nach Friedensdorf. Gräber der Großeltern, väterlicherseits. Kamen aus Patschkau (heute Paczkow) getreckt, da hieß Friedens- noch Kriegsdorf. Und fuhren ein in die Wechselschichten des Werkes. Was sonst hier. Der Floßgraben, Werk Augusts von Sachsen, stolzer Kanal einst vom Holzland zu den Salinen Kötzschau und Teuditz und weiter zur Elster, längst nur noch versickerte Erinnerung. Kein Flößen, geschweige denn Fischfang mehr. Im Gutshof, dem ehemaligen, Misthaufen der Genossenschaft. Immerhin: von hier kamen die Brüder Wedell zu Schill, das Vaterland zu befrein.

Aus: „Graureiherzeit“

 

Zeit-Raffer

Ausgestiegen in VÖLKERs Bahnhof, mit den Massen die Treppe hinab, durch den Tunnel schlaff ans Werk. Statt Stahl oder Beton, Schrägen, Kuben, Flächen jedoch MÄDEs Parklandschaft Leuna. Paare inmitten gepflegten Grüns, Spazierende, Spielende. Schornsteine nur am Horizont, ferne Industriemusik. Wie träumt es sich vor Seerosen am Teichrondell! Doch leise rieselt der Staub ... Aschen all die Schlote Landschaft zu, Pompeji zeitgemäß? Und all die Bilder, die wir uns machen, dereinst Fresken an ausgegrabenen Wänden? Noch ungemalt: der Krähenberg (womöglich nicht so recht ins Zeitungszeitbild passender, bedeutungsschwerer Vögel wegen), Haltestelle, Linie 5. Und umkrächzt eine Bahn erwartend, fokussiert rostiges Geleis. Parallelen schneiden sich im Unendlichen. Auch hier?

Aus: „Graureiherzeit“

 

Kein Badewetter

(zwischen Rerik und Zanzibar)

 

Strandwanderung also.
Wir suchen Steine,
Phantasien,
Erinnerung vielleicht.
Wir sammeln
kantige, gefurchte,
gehöhlte, bizarre.
Die glatten
nützen uns nicht.

Aus: „Ortungen“

 

 

Annaburg

den Marktbrunnen bestaunend:
gerissener Globus, köterbepinkelt,
gerahmt von Ausgeflippten, Mönchlein obenauf,
Inschrift: 1533 verkündete Pfarrer Michael Stifel
Für Sonntag, 19. Oktober, 8.00 Uhr, den Weltuntergang,
schrillt mein Handy und ich höre,
dass Vandalen letzte Nacht unseren Garten heimsuchten.
Nun gut, es ist Sonntag, der 9. Juli 2000,
kurz vor Zwölf, aber
hellhörig wird man da irgendwie schon.

 

 

Silvester 2004

Zurück blickend erstarrt
gäbe ich Letztes
für einen Blick
ins Morgen
selbst wenn so
alles aus dem Lot käme

 

Molmerswende, 3.12.2001

Ein hermetisch-harmonisches Wochenende lang saßen wir im Gottfried-August-Bürger-Museum beisammen, und nichts schien wahrer als die Lügengeschichten, die wir uns auftischten. Schon bei der Heimfahrt aber drangen übers Radio wieder die Realitäten dieser Welt in uns ein, und nichts war unglaublicher als all diese Nachrichten ...