Christa Partsch

 geboren:

4.7.1926

 verstorben:

4.4.2002

   
     

Biografie: 

Geboren in Salzwedel. Bis 1948 Werkkunstschule Burg Giebichenstein. 1950 Meisterabschluss als Kunstbuchbinder. 1950 bis 1970 freischaffende Kunsthandwerkerin in Salzwedel. 1971 bis 1986 Zusammenarbeit mit der Werkstatt Gustav Partsch in Weißenfels. Seit 1981 Gedichte, gelegentliche Lesungen. Seit 1990 Aufbau des Literaturkreises NOVALIS e.V. in Weißenfels. 1994 bis 1996 im Freien Deutschen Autorenverband. Seit November 1996 Mitglied im Förderkreis der Schriftsteller in Sachsen-Anhalt.

Bibliografie:

Rings um die Saaleaue – Von Bäumen, Flüssen und Gärten, Bild-Gedichte, 1994, Druckhaus Naumburg
Orfeo, Gedichte zwischen Tod und Leben, 1995, Halle-Zürich, Janos Stekovics
Bronzeton, Gedichtauswahl 1984-95, 1996, Halle-Zürich, Janos Stekovics
Herzgang, Gedichte, 2001, Gilles & Francke

Beteiligung an Anthologien:

Herbstzeitlose – Lieder und Texte zur Wende, 1990, Eberswalde, AG Ost-West
Lyrische Annalen, Band 6 und 7, 1990 und 1991, Eppertshausen
Dem Leben Flügel geben, Gedichte, 1993, Frankfurt/Main, Haag & Herchen
Die Glocken läuten wieder heller, Gedichte, 1993, Frankfurt/Main, Haag & Herchen
Wende in Weißenfels, 1994, Druckhaus Naumburg

Außerdem Lyrik in Zeitungen und Zeitschriften

Arbeitsgebiete:

Lyrik

Textproben:

Atemlos

 

Gefüllt von herbem Moderduft
die leise unsichtbare Stunde
wenn der Sommer klagelos
sein goldnes Zepter niederlegt
und seine wehenden Standarten
sich fahl zur Erde niedersenken
Und wieder wird der dunkle Fluss
von Abschied und Vergeblichkeit
seine Botschaft mit sich führen
Unter den verlassnen Himmeln
in den Schatten seiner Ufer
zerschellt im Schilf ein letzter Klang
Als wir dem Fluss und Reiher folgten
lernte unsre Seele fliegen
Aus dem Kranz der Auenwälder
hält uns nun ein feiner Schleier
im atemlosen Augenblick
der abtropft von der Ewigkeit

Aus: „Rings um die Saaleaue“

 

Birke gesehen

 

Makellos
auf blaue Seide
gestickt das
schwingende Filigran
der Birke

Jungweiße Haut
schimmernd
und funkelnd in der
Zaubermärzsonne

Ein Lidschlag –
ein Wirbel –
ein Glück brandet auf:
Die Birke!

Auf blaue Seide
gestickt in die
Landschaft
meines Lebens –

Wie es sich lohnt!

 

Sanduhr

 

Lebenskörnchen
Tagkörnchen
rinnen unaufhaltsam
durch gläserne Enge
– sammeln sich
zum Bodensatz
ES WAR ...

In diesem aber pocht
noch der Pulsschlag
gelebten Lebens –
drängt hinaus
sprengt jede Enge
gleitet ins Heute
und weiter ins Morgen

Wer wird da fragen
wie viel der Körnchen
noch rinnen werden
bis das Heute
Gestern und Morgen
vereint sind
im großen Schweigen

 

Gedanken zu einem Gemälde

 

Wenn sich im Fluchtpunkt
der Allee
die Bäume berühren
verliert sich im Nebel
der flüchtige Wandrer

Wartende weidwund –
wie lange noch willst du
ihm nachschaun?
Entlasse den Flüchtigen
aus deinen Träumen

– ehe Rosen erblassen
trauernd die Jugend sich wendet
ehe der göttliche Former
Runen dir einschreibt
in Wangen und Stirn

Dir –
und dem Flüchtigen auch