Margret Richter

 geboren:

26.3.1970

 Adresse:

Moritzzwinger 17       06108 Halle

 Telefon:

0345 / 122 39 31

 E-Mail:

stanri@gmx.de  

Biografie: 

Geboren in Halle, verbrachte Kindheit und Jugend jedoch in Münchenbernsdorf in Thüringen. Nach Abitur (1988) und Ausbildung zum Buchbinder (1989) ging sie 1990 zum Studium (Germanistik/Kunsterziehung) nach Halle. Nach dem ersten Staatsexamen und einem Referendariatsjahr wurde sie Mutter dreier Kinder und änderte darum die bisherige berufliche Laufbahn.
Seit 2001 ist sie als Schriftstellerin tätig.

Bibliografie:

Die Legende vom Grottenstein, Mittelalterroman, 2004, Halle, projekte-verlag
Des Hähnchens wollene Hosen, Kinderbuch, 2005, Halle, projekte-verlag
Das glänzende Schwein, Steinzeitroman, 2006, Halle, projekte-verlag
Denk mal an Maria. Eine schneereiche Liebesgeschichte, Weihnachtsgeschichte für Erwachsene, 2006, Halle, projekte-verlag

in Arbeit:

Arbeitsgebiete:

historischer Roman

Themenangebote:

für Kinder (Kindergarten, Unterstufe):

- Kennenlernen alter Methoden der Textilherstellung (Spinnen mit Wirtel und Spinnrad, Stricken, Weben) in Verbindung mit der frei erzählten Geschichte „Des Hähnchens wollene Hosen“

für Erwachsene:

- „Die Legende vom Grottenstein“ - literarischer Abend mit Lesung ausgewählter Textstellen

Textprobe:

Bodomar saß fiebernd in seinem Bett, unzählige Kissen im Rücken. Er warf den Kopf mit den schweißnassen Haaren hin und her und wusste nicht, wie er der Schmerzen Herr werden sollte, die seit Tagen nicht nachlassen wollten. Jetzt war auch noch das Fieber hinzugekommen - er würde den Bader köpfen lassen, wenn er das hier überlebte! Von wegen Kräuterwickel! Von wegen bessere Heilung! Entzündet hatte sich diese ganze Geschichte!
Der Bader war gekommen und schnaufte noch von den Anstrengungen des Aufstiegs zur Burg. Er hatte momentan viel zu tun und war fast den ganzen Tag unterwegs. Jetzt sah er besorgt in die glasigen Augen seines Herrn, die ihn voll Misstrauen musterten. „Bader! Du bist kein fähiger Mann! Schau dir meine Verletzung an! Schau mich an! Nennst du das gute Heilung?!“
„Herr! Seit Tagen versuche ich all meine Künste! Glaubt mir! Aber gegen Gottes Vorhersehung bin ich machtlos.“
„Gottes Vorhersehung! Gottes Vergeltung! Ich kann das nicht mehr hören! Tu endlich was!“
Der Bader entfernte den Verband, in dem gelbgrüner Eiter klebte. Die Bisswunde, deren schartige Ränder dunkel verfärbt waren, hatte den vorderen Teil von Bodomars Penis fast abgetrennt, welcher wie ein überflüssiges Anhängsel schlaff herabbaumelte und schon schwarz geworden war.
Der Bader seufzte. Dann stand er auf und trat vorsichtshalber außer Reichweite, bevor er zu sprechen begann: „Herr, wenn Euch Euer Leben lieb ist, werdet Ihr auf einen kleinen Teil Eurer Manneszier in Zukunft verzichten müssen.“
Bodomar starrte ihn an und zischte dann: „Einen kleinen Teil? Was soll das heißen?“
„Das soll heißen“, sagte der Bader behutsam. „dass ich ein Stück entfernen muss, oder Ihr sterbt in den nächsten Tagen unter Fieber und grässlichen Schmerzen. Die Wunde ist brandig und ein Teil Eures Gliedes bereits abgefault. Trennt Euch davon, und Ihr werdet leben. Behaltet es, dann ist es Euer Tod.“
Was nun kam, war eines der einschneidendsten Ereignisse in Bodomars Leben. Natürlich wollte er nicht sterben und entschloss sich zur Amputation, auch wenn ihm die Vorstellung entsetzlich war. Wie sollte er weiterhin zeugen? Aber angesichts seiner Schmerzen, die ihn bald zum Wahnsinn trieben, verwarf er diese Frage und schluckte große Mengen Branntwein, die ihm alsbald die Sinne benebelten und einen fast ohnmachtsgleichen Zustand herbeiführten. Der Bader brachte zwei große, starke Bedienstete dazu, den Herrscher festzuhalten, während er mit kundigen Händen arbeitete, schnitt und vernähte. Der Patient zuckte und stöhnte furchtbar, aber er war zu benommen, um ernsthaft Widerstand zu leisten. Nach der Operation verblieb Bodomar ein Stumpf von der Länge eines Fingergliedes - des fortgeschrittenen Wundbrandes wegen hatte der Bader reichlicher wegschneiden müssen, als er vorgehabt hatte. Bodomar würde nie mehr in seinem Leben eine Frau besteigen können.
Der Bader packte zusammen, ließ einige Heiltinkturen zurück, gab Anweisungen, wie Bodomar zu pflegen sei, und verließ noch am selben Tag die Stadt. Es war ein Jammer, wo er doch im Moment so gut hier verdiente! Aber er hatte keine Lust, von einem halb genesenen Bodomar gehängt zu werden, weil er ihn seines Gemächts beraubt hatte.

Aus: „Die Legende vom Grottenstein“