Dietrich Allert

 geboren:

31.10.1929

 verstorben:

22.3.2012

 

 

 

   

Biografie: 

Geboren in Königsberg/Pr., Sohn eines Lehrerehepaars. 1954 Diplom-Germanist. Wissenschaftlicher Assistent an der Martin-Luther-Universität Halle, wissenschaftlicher Oberassistent am Institut für Literatur, Leipzig. Kulturpolitische und Bildungstätigkeit.

Bibliografie:

Lexikon sozialistischer deutscher Literatur, Mitautor, 1963, Halle
Vom Handwerk des Schreibens, Mitautor, 1976, Berlin
Georg-Heinrich von Berenhorst - Bastard des Alten Dessauers, Sachsen-Anhalt - Beiträge zur Landesgeschichte 7, 1996, Halle, Mitteldeutscher Verlag

Mitherausgeber bzw Redakteur mehrerer Sammelbände z.B.: Wo das Glück sicher wohnt
Aufsätze über Albrecht Goes, Anna Seghers und Georg Weerth in der Wissenschaftlichen Zeitschrift der MLU Halle, in der Zeitschrift Aufbau und Kritiken in Tageszeitungen
Verschiedene Einzelveröffentlichungen über Georg Heinrich von Berenhorst, den Verfasser der „Betrachtungen über die Kriegskunst“ (1797/99), und das historische Umfeld in Zeitschriften, 1995 ff.

Arbeitsgebiete:

Historisches Sachbuch

Textprobe:

Berenhorst und sein Werk sind heutigentags, enge Fachkreise ausgenommen, so gut wie unbekannt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts ist er allmählich aus den Konversationslexiken verschwunden, die noch bis etwa 100 Jahre nach seinem Tode knappe Auskunft über ihn gaben. Er wird dort in der Regel als Militärschriftsteller gekennzeichnet und sein Lebenslauf etwa folgendermaßen skizziert:
Geboren am 26. Oktober 1733 zu Sandersleben in Anhalt, natürlicher Sohn des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau. Trat 1748 beim Infanterieregiment v. Anhalt in preußische Dienste, war im 7-jährigen Krieg Adjutant beim Prinzen Heinrich, dann Brigade-Major im Stabe Friedrichs des Großen. Lebte später am Hofe des Fürsten von Anhalt-Dessau und ging mit diesem und dem Prinzen Johann Georg auf Reisen nach Italien, Frankreich und England. B. war danach Kammerpräsident, Hofmarschall und Oberhofmeister, legte 1790 seine Ämter nieder und lebte seinen wissenschaftlichen Arbeiten. Er starb am 30. Oktober 1814 in Dessau.
Eine Besinnung auf Berenhorst erfolgte – noch zu DDR-Zeiten – zumindest im Umkreis von Dessau und Wörlitz in kleineren Publikationen wie Veranstaltungen, darunter auch aus Anlass der 250. Wiederkehr seines Geburtstages im Jahre 1983.
Dadurch vermittelt, hörte auch der Verfasser vorliegender Arbeit den Namen Berenhorst erstmals anfangs der 80er Jahre, als der aus Dessau stammende Schriftsteller Joachim Rähmer in Halle sich fasziniert zeigte von diesem Mann, der eine „Kantische Kritik des Kriegswesens“ hatte schreiben und damit „den Herrschenden das Kriegführen verleiden“ wollen, der also in den Zeiten des kalten Krieges und der Hochrüstung als Ahnherr der Generale gegen den Krieg gesehen werden konnte und dessen Werk paradoxerweise noch jahrzehntelang nach seinem Erscheinen in preußischen Offiziersstuben als das beste Lehrbuch für Strategie und Taktik gegolten haben soll. Anziehender als dieser Widerspruch war die Frage, wie – vor zwei Jahrhunderten! – die Entwicklung eines Mannes verlaufen sein konnte, der Adjutant Friedrichs des Großen im Siebenjährigen Krieg gewesen war und später ein Buch gegen das Kriegführen geschrieben hatte. Das Interesse war jedenfalls geweckt und vergrößerte sich durch freundschaftliche Teilnahme und Beobachtung der Arbeit Rähmers zunächst an einem Essay, dann an einem Roman. Der sollte nach dem unerwarteten Tod des Freundes im Jahre 1990 Fragment bleiben.
Ein literarisches Werk ist durch fremde Hand schwerlich zu vollenden. Aber den Stoff nicht liegen zu lassen, sondern Leben und Werk Berenhorsts zu erforschen und darzustellen, war Verpflichtung. Erst allmählich, nachdem die Arbeit längst aufgenommen war, wurde deren Umfang voll erkannt. Es war deutlich geworden, dass die Quellenlage bei weitem ungünstiger ist als zunächst angenommen. Da aber inzwischen die Erfahrung auch gelehrt hat, dass mit jedem Schritt an die Öffentlichkeit Resonanz erfolgt nicht nur durch Bekundung von Interesse an der Sache, sondern auch durch kritische Hinweise und Herbeitragen bisher unbekannter Details, wird der Anlass des Jubiläumsjahres 1997 genutzt, bisherige Arbeitsergebnisse zum Leben Berenhorsts zusammenzufassen, wie es sich nach Auswertung namentlich der bis dato kaum bekannten Dokumente aus dem Nachlass und weiterer Quellen darstellt.
Am 24. September 1756 ist Berenhorst Secondelieutenant geworden. Zu dieser Zeit befand sich sein Regiment seit einigen Tagen bei Außig. König Friedrich hatte den dritten schlesischen Krieg begonnen, der eigentlich „kurz und vif“ hätte geführt werden sollen, aber dann sieben Jahre dauerte ...
Im Jahre 1757 wurde es dann Ernst für das Regiment, und Berenhorst lernte den Krieg kennen. Am 18. März brach man auf, und im April ging es mit der Kolonne des Fürsten Moritz nach Böhmen. Am 2. Mai traf man vor Prag ein, wo Friedrich am 6. Mai eine Schlacht schlug und gewann, bei der besonders das dritte Bataillon des Regiments stark litt. Auch die Leibkompanie hatte starke Verluste. „Unser Regiment half den Sieg ziemlich theuer erkaufen“, meldet die Regimentsgeschichte lapidar.
Es kam sodann bekanntlich zur Belagerung von Prag und in der Folge am 18. Juni zur Schlacht von Kolin; sie ging verloren ...
Die Gesamtverluste der beiden Schlachten waren erheblich: Vor Prag hat König Friedrich innerhalb von fünf Stunden von den ins Feld geführten 67000 Mann 14300 (=21,3%), bei Kolin in sechs Stunden von 33 000 sogar 13 768 (=41,3%) verloren.
In der nächsten Umgebung Berenhorsts sind zwei von den fünf Offizieren seiner Kompanie gefallen. Von ihm gibt es aus dieser Zeit keine überlieferten Äußerungen. Aber der Erbprinz von Anhalt-Dessau schreibt an seinen Vormund, den Fürsten Dietrich, in einem Brief vom 8. Juli 1757: „Wir stehen nun hier bei Leutemeritz bei des Königs corps ... Mein Regiment ist in schlechten Umständen, man hat uns in das Canton geschickt, umb Recruten zu hohlen. Gott schenke uns bald den edlen Frieden.“

Aus: „Georg Heinrich von Berenhorst. Bastard des Alten Dessauers“